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9. November 2022 
Marc Wilhelmi 

Aben­teuer E‑Mobilität mit unserem E‑Oldie

Neulich standen wir vor der Heraus­for­de­rung, einen WLAN-Survey mit Ausleuch­tung in Kiel durch­zu­führen. Kiel ist von Berlin aus mit der Bahn zwar gut erreichbar, aber es gibt einige Nach­teile für den Trans­port auf der Schiene: Zum einen sind das spezi­elle Mess­e­quip­ment und die großen 4m Stative für die Ausleuch­tung in der Bahn schwer trans­por­tabel. Der Standort befindet sich außerdem etwas außer­halb von Kiel.

Unsere internen Richt­li­nien für Reisen sehen neben Bahn und E‑Fahrzeugen Fahrten mit Verbren­nern nur in Ausnah­me­fällen vor und unsere E‑Fahrzeuge sind klar auf Berlin und Umland ausge­legt. Als wir vor fast 5 Jahren unser erstes echtes E‑Auto, einen Nissan Leaf mit damals sagen­haften 40 kWh Akku kauften, versprach die 2. Gene­ra­tion des Leaf, die damals hoff­nungs­voll auf den Markt kam, viel Reich­weite und problem­loses Schnell­laden. Also auch eine gewisse Lang­stre­cken­taug­lich­keit zum attrak­tiven Preis.  Mit nomi­nell 240 km Reich­weite ist er aus heutiger Sicht aber nur noch ein besseres Stadt­auto und die Probleme der luft­ge­kühlten Batterie beim Schnell­laden, damals liebe­voll Rapidgate getauft, machen das Ganze auch nicht besser. 

Trotzdem kam die Idee auf, ob es nicht doch möglich sein sollte, die 800 km Tour statt mit einem (Verbrenner-)Mietwagen mit dem Leaf zu machen. Und am Ende fanden sich zwei Aben­teu­er­lus­tige, es wagen wollten früher aufzu­stehen, unter­wegs mehr Kaffee­pausen zu machen und so den Trip Berlin-Kiel-(Survey)-Berlin an einem Tag zu schaffen. 

800 km Geschäfts­reise mit einem E‑Oldie

Unsere Vorbe­rei­tungen

Nach einer Routen­pla­nung mit passenden Chademo-Schnell­la­de­säulen (plus Ausweich­stand­orten) ging es morgens früh los und erst mal lief alles reibungslos. Der erste Ladestop wurde mit passendem Rest­stand erreicht, die Lade­leis­tung zeigt auch keine Spuren von Rapidgate und so konnte die Tour nach einem Kaffee und kleinem Früh­stück fort­ge­setzt werden. Ab dem zweiten Lade­stopp machte sich dann doch das fehlende Ther­mo­ma­nage­ment des Akkus bemerkbar und die Lade­leis­tung redu­zierte sich bereits auf 32kW. Und damit wurde die Pause etwas länger. 

Wir hatten mit einer Reise­ge­schwin­dig­keit von 130 km/h und mehr Lade­stopps geplant, und das wurde uns dann im weiteren Verlauf zum Verhängnis. Der Akku kam nicht mehr von seiner hohen Tempe­ratur herunter und bei den folgenden Lade­stopps brach die Lade­leis­tung teil­weise bis auf 14kW ein. Um nicht noch mehr Zeit zu verlieren, entschlossen wir uns zu einer Ände­rung der Stra­tegie und ließen den letzten Lade­stopp entfallen, bei gleich­zeitig redu­zierter Reise­ge­schwin­dig­keit von 110–120 km/h. Viel mehr wäre auf den letzten 100 km auch verkehrs­be­dingt nicht möglich gewesen. 

Dank unseres seeehr groß­zü­gigen Puffers waren wir noch pünkt­lich in Kiel. Während unserer Messungen haben wir uns dafür entschieden, den Akku abkühlen zu lassen, statt ihn mit dem Notla­de­kabel an 220V zu laden. Und so konnte es am Nach­mittag mit wieder guter Akku­tem­pe­ratur auf den Weg zurück nach Berlin gehen. 

Ein Stopp an einer Schnell­la­de­säule in Kiel lieferte auch wieder gute Lade­werte und nach unserer verspä­teten Mittags­pause war der Akku wieder bei 92 % und wir auf dem Weg. 

Als Erkenntnis aus dem Hinweg hatten wir die Routen­pla­nung geän­dert und uns für weniger Lade­stopps und eine lang­sa­mere Geschwin­dig­keit entschieden. Die Stra­tegie ging auch lange gut auf, die Lade­leis­tung nahm an den ersten Stopps nur leicht ab, aber später war Akku dann doch wieder heiß und die Reich­wei­ten­an­zeige fiel schneller als die Rest­ki­lo­meter bis zum nächsten Stopp. Da half dann nur, dass wir uns ein Stück per adap­tivem Tempo­maten von einem LKW haben „ziehen“ lassen. 

Pünkt­lich eingetroffen…

Lade­stopps und Erkenntnisse

Der letzte Lade­stopp mit heißem Akku war dann eine echte Gedulds­probe und unser Kaffee & Kuchen-Konsum am Ende teurer als der nach­ge­la­dene Strom. 

Zurück in Berlin können wir ein paar klare Erkennt­nisse ziehen 

  • Rapidgate ist Wirk­lich­keit und ein luft­ge­kühlter Akku ohne aktives Ther­mo­ma­nage­ment für Lang­stre­cken schlicht Mist 
  • Ein E‑Auto mit 40 kWh Akku ist für gele­gent­liche Lang­stre­cken völlig ausrei­chend, wenn die Schnell­la­dung mit 50–100kW wirk­lich klappt 
  • Einen Tag kann ein solches Aben­teuer mit E‑Oldie lustig sein 
  • Für Lang­stre­cken­fahrten benö­tigen wir einen Vermieter für lang­stre­cken­taug­liche E‑Autos 
  • Trotz teurer Schnell­la­de­säulen bleibt E‑Mobilität deut­lich güns­tiger als Diesel oder Benzin 

Die Entschei­dung bei unserem Nutzungs­profil auf Fahr­zeuge mit kleinen Akkus zu setzen, bleibt aus unserer Sicht weiterhin sinn­voll. Die Autos fahren immer voll­ge­laden vom Hof, das Berliner Umland ist mit 130 – 240 km Reich­weite gut zu erschließen und wir fahren in der Stadt keine sinn­losen Akku­ge­wichte durch die Gegend. Für die wenigen Fahrten, die wir nicht mit Bahn erle­digen können, werden wir weiterhin auf Miet­wagen setzen. 

Insge­samt können wir mit unserem Fuhr­park von nur 5 Autos auf 37 Mitar­bei­tende, stolz auf unser Mobi­li­täts­kon­zept aus Pool­fahr­zeugen, Carsha­ring, Bahn und ÖPNV sein und werden auch in Zukunft konse­quent auf nach­hal­tige und möglichst CO₂-freie Mobi­lität setzen. 

Fakten 

Gefah­rene Strecke: 810 km

Verbrauchter Strom: 130,84kWh 

Strom­kosten: 74,62€ (brutto) 

Durch­schnitt­li­cher Verbrauch: 16,15kWh/100km 

Dauer: Es war schon ziem­lich dunkel, als wir wieder ankamen 

 
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Marc Wilhelmi, Tel. 030.467 83 97–0